Museumssägewerk Zweifall Forsthaus Zweifall

Jägerhausstr. 148
52224 Stolberg-Zweifall

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Regionalforstamt
Rureifel-Jülicher Börde
Kirchstr. 2
52393 Hürtgenwald

Tel.: 02429/9400-0
E-Mail: rureifel-juelicher-boerde@wald-und-holz.nrw.de

www.wald-und-holz.nrw.de





 

 

 

 

Walddorf Zweifall schon immer vom Holz geprägt

Einen idealeren Standort als Zweifall zur Verwirklichung dieser Museumsidee konnte nicht gefunden werden, denn Zweifall ist seit jeher durch den umgebenden Wald in seiner Wirtschaftsentwicklung geprägt gewesen. Holzhandel und Holzverarbeitung waren hier immer schon ansässig. Viele Familieneinkommen resultierten aus der Arbeit mit Walderzeugnissen. So waren es vor allem Sägewerke, die Mitte des 19. Jahrhunderts die Holzverarbeitung durch Nutzung der Wasser- oder Dampfkraft oder durch den Einsatz von Gasmotoren oder elektrischer Energie mechanisiert fortsetzten. Johann Lennartz, Bürgermeister und Holzhändler, gründete 1850 die erste Zweifaller Holzschneidemühle. Wassermangel ließ diese Mühle insbesondere über die Sommermonate oftmals still liegen, so dass in dieser Schneidmühle immer geübte Handsäger beschäftigt waren, um die Kundschaft kontinuierlich mit Sägewaren bedienen zu können. Der Zweifaller Holzhändler Matthias Peter Krings beantragte im Juli 1888 die Aufstellung und den Betrieb einer beweglichen Dampfmaschine, Lokomobile genannt, mit Kreissäge im Luersbend. Hiermit konnten Kanthölzer und Bretter geschnitten werden. Mitte 1889 wurde ein neues Sägewerk in Betrieb genommen, das um die Jahrhundertwende an August Schnitzler überging. Peter Kuchem und Wilhelm Harpers erhielten Anfang 1903 gemeinschaftlich die Genehmigung zur Errichtung eines Sägewerkes mit stationärer Dampfmaschine in Zweifall. Ende der 20-er Jahre des letzten Jahrhunderts trennten sie sich. Der bisherige Betrieb wurde von den Nachfahren Kuchem fortgeführt. "In den Scharten" entstand durch die Söhne Harpers ein neues Sägewerk. Neben den genannten Werken war 1897 durch Jakob Krings in der Münsterau ebenfalls ein Sägewerk aufgebaut worden. Weitere Einrichtungen wurden durch Karl Krings (nach dem 1. Weltkrieg) und Theodor Körner und Hubert Hillemanns (nach dem 2. Weltkrieg) in der Münsterau bzw. Finsterau gegründet. Auch Johann Koch richtete nach dem 2. Weltkrieg ein weiteres Sägewerk ein. Seit Ende der 20-er Jahre des letzten Jahrhunderts betrieb Franz Groß ein kleines Werk in Mulartshütte, das vor allem die damals benötigten "Pliesterlatten" lieferte. Das zuletzt in diesem Werk betriebene Gatter befindet sich nun als Anschauungs- und Vorführmaschine im Museumssägewerk am Forsthaus Zweifall. Von den ehemals bis zu zehn Sägewerken im Ort Zweifall sind heute noch zwei aktiv. (Quelle: Dr. H. Koch: Zweifall - Wald- und Grenzdorf im Vichttal, 1968)

 

Wirtschaftliche Entwicklung des „Walddorfes“ Zweifall

Obschon die Bewirtschaftung des Waldes sich im Laufe der Zeit grundlegend gewandelt hat, sind die umliegenden Waldgebiete, zusammen mit der hier ansässigen Eisenhüttenindustrie, für die wirtschaftliche Entwicklung des „Walddorfes“ Zweifall über Jahrhunderte bestimmend gewesen.

Zur Verhüttung von Eisen benötigte man bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Holzkohle in großen Mengen, die vorwiegend aus Buchenholz gebrannt wurde. Wie überall in der Eifel erzählen auch in der Umgebung von Vicht und Zweifall zahlreiche Meilerplatten (sorgfältig eingeebnete, kreisförmige Geländeformen) von der Tätigkeit der Köhler, die in einfachsten Köhlerhütten, fernab von Haus und Familie, oft wochenlang im Wald tätig waren.

Als zu Anfang des 19. Jahrhunderts die kostspielige Holzkohle in der Metallurgie durch den Einsatz von Koks entbehrlich wurde, begann man in der gesamten Nordeifel mit der großflächigen Anpflanzung von relativ schnell wachsendem Fichtenwald, der eine ökonomisch lohnende Forstwirtschaft erwarten ließ. Fichtenstämme fanden u.a. in den Bergwerken als Grubenholz Verwendung. Insbesondere in den Steinkohlegruben des Inde- und Wurmreviers wurden große Mengen Fichten- und Kiefernholz zum Ausbau (Verzimmerung) der Stollen unter Tage benötigt.

Als man um die Mitte des 19. Jahrhunderts dieses Holz ernten konnte, entstanden in Zweifall eine Vielzahl von Sägewerken zur Herstellung von Brettern und Kanthölzern. Zu Blütezeiten waren in dem kleinen Ort bis zu zehn Sägewerke aktiv. Heute sägt lediglich nur noch ein Betrieb Laub- und Nadelholz aus der Region. Aber das am Forsthaus Zweifall in Kooperation zwischen der Landesforstverwaltung NRW-Regionalforstamt Rureifel-Jülicher Börde und dem Förderverein Museumssägewerk Zweifall 2008 entstandene Museumssägewerk zeigt der Nachwelt die alte und bewährte Sägewerkstechnik. Fernerhin bietet die Ausstellung detaillierte Informationen zur Ortsgeschichte und zur Technologie-Entwicklung in der Holzernte und der Holzverarbeitung.

Autoren: F. Holtz / R. Jansen