Walddorf
Zweifall schon immer vom Holz geprägt
Einen
idealeren Standort als Zweifall zur Verwirklichung dieser Museumsidee
konnte nicht gefunden werden, denn Zweifall ist seit jeher durch
den umgebenden Wald in seiner Wirtschaftsentwicklung geprägt
gewesen. Holzhandel und Holzverarbeitung waren hier immer schon
ansässig. Viele Familieneinkommen resultierten aus der Arbeit
mit Walderzeugnissen. So waren es vor allem Sägewerke, die
Mitte des 19. Jahrhunderts die Holzverarbeitung durch Nutzung
der Wasser- oder Dampfkraft oder durch den Einsatz von Gasmotoren
oder elektrischer Energie mechanisiert fortsetzten. Johann Lennartz,
Bürgermeister und Holzhändler, gründete 1850 die
erste Zweifaller Holzschneidemühle. Wassermangel ließ
diese Mühle insbesondere über die Sommermonate oftmals
still liegen, so dass in dieser Schneidmühle immer geübte
Handsäger beschäftigt waren, um die Kundschaft kontinuierlich
mit Sägewaren bedienen zu können. Der Zweifaller Holzhändler
Matthias Peter Krings beantragte im Juli 1888 die Aufstellung
und den Betrieb einer beweglichen Dampfmaschine, Lokomobile genannt,
mit Kreissäge im Luersbend. Hiermit konnten Kanthölzer
und Bretter geschnitten werden. Mitte 1889 wurde ein neues Sägewerk
in Betrieb genommen, das um die Jahrhundertwende an August Schnitzler
überging. Peter Kuchem und Wilhelm Harpers erhielten Anfang
1903 gemeinschaftlich die Genehmigung zur Errichtung eines Sägewerkes
mit stationärer Dampfmaschine in Zweifall. Ende der 20-er
Jahre des letzten Jahrhunderts trennten sie sich. Der bisherige
Betrieb wurde von den Nachfahren Kuchem fortgeführt. "In
den Scharten" entstand durch die Söhne Harpers ein neues
Sägewerk. Neben den genannten Werken war 1897 durch Jakob
Krings in der Münsterau ebenfalls ein Sägewerk aufgebaut
worden. Weitere Einrichtungen wurden durch Karl Krings (nach dem
1. Weltkrieg) und Theodor Körner und Hubert Hillemanns (nach
dem 2. Weltkrieg) in der Münsterau bzw. Finsterau gegründet.
Auch Johann Koch richtete nach dem 2. Weltkrieg ein weiteres Sägewerk
ein. Seit Ende der 20-er Jahre des letzten Jahrhunderts betrieb
Franz Groß ein kleines Werk in Mulartshütte, das vor
allem die damals benötigten "Pliesterlatten" lieferte.
Das zuletzt in diesem Werk betriebene Gatter befindet sich nun
als Anschauungs- und Vorführmaschine im Museumssägewerk
am Forsthaus Zweifall. Von den ehemals bis zu zehn Sägewerken
im Ort Zweifall sind heute noch zwei aktiv. (Quelle: Dr. H. Koch:
Zweifall - Wald- und Grenzdorf im Vichttal, 1968)
Wirtschaftliche
Entwicklung des Walddorfes Zweifall
Obschon
die Bewirtschaftung des Waldes sich im Laufe der Zeit grundlegend
gewandelt hat, sind die umliegenden Waldgebiete, zusammen mit
der hier ansässigen Eisenhüttenindustrie, für die
wirtschaftliche Entwicklung des Walddorfes Zweifall
über Jahrhunderte bestimmend gewesen.
Zur
Verhüttung von Eisen benötigte man bis zum Ende des
18. Jahrhunderts Holzkohle in großen Mengen, die vorwiegend
aus Buchenholz gebrannt wurde. Wie überall in der Eifel erzählen
auch in der Umgebung von Vicht und Zweifall zahlreiche Meilerplatten
(sorgfältig eingeebnete, kreisförmige Geländeformen)
von der Tätigkeit der Köhler, die in einfachsten Köhlerhütten,
fernab von Haus und Familie, oft wochenlang im Wald tätig
waren.
Als
zu Anfang des 19. Jahrhunderts die kostspielige Holzkohle in der
Metallurgie durch den Einsatz von Koks entbehrlich wurde, begann
man in der gesamten Nordeifel mit der großflächigen
Anpflanzung von relativ schnell wachsendem Fichtenwald, der eine
ökonomisch lohnende Forstwirtschaft erwarten ließ.
Fichtenstämme fanden u.a. in den Bergwerken als Grubenholz
Verwendung. Insbesondere in den Steinkohlegruben des Inde- und
Wurmreviers wurden große Mengen Fichten- und Kiefernholz
zum Ausbau (Verzimmerung) der Stollen unter Tage benötigt.
Als
man um die Mitte des 19. Jahrhunderts dieses Holz ernten konnte,
entstanden in Zweifall eine Vielzahl von Sägewerken zur Herstellung
von Brettern und Kanthölzern. Zu Blütezeiten waren in
dem kleinen Ort bis zu zehn Sägewerke aktiv. Heute sägt
lediglich nur noch ein Betrieb Laub- und Nadelholz aus der Region.
Aber das am Forsthaus Zweifall in Kooperation zwischen der Landesforstverwaltung
NRW-Regionalforstamt Rureifel-Jülicher Börde und dem
Förderverein Museumssägewerk Zweifall 2008 entstandene
Museumssägewerk zeigt der Nachwelt die alte und bewährte
Sägewerkstechnik. Fernerhin bietet die Ausstellung detaillierte
Informationen zur Ortsgeschichte und zur Technologie-Entwicklung
in der Holzernte und der Holzverarbeitung.
Autoren:
F. Holtz / R. Jansen
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